Eisenbahn im Mittleren Ruhrtal

Witten HBF

Der denkmalgeschützte Wittener Hauptbahnhof ist seit 1995 Domizil der Eisenbahnfreunde Witten.

Geschichte

Die Geschichte des Wittener Hauptbahnhofs wurde im Rahmen einer zum 20jährigen Bestehen der Eisenbahnfreunde Witten verfassten Festschrift aufgearbeitet.

100 Jahre Bahnhof Witten

von Werner Wölke, Wetter

Der ursprüngliche Bahnhof Witten West der Bergisch-Märkischen Eisenbahn war aufgrund seiner beengten Lage zwischen der heutigen Unterführung und der Rosiny- Mühle sowie zwischen den Industriebetrieben und der Eisenbahn-Hauptwerkstätte bereits frühzeitig ein Stein des Anstoßes. Der stetig wachsende Eisenbahnverkehr und die häufigen Rangierfahrten von und zur Hauptwerkstätte erforderten nicht nur eine Bahnhofserweiterung sondern sie behinderten auch in umfangreichem Maße den Straßenverkehr des unmittelbar am Empfangsgebäude gelegenen Bahnübergangs Bahnhofstraße. Bereits 1872 hat daher die Eisenbahn-Direktion Elberfeld den Umbau und die Verlegung des Bahnhofs Witten West vorgeschlagen. Die Verhandlungen der Eisenbahndirektion mit der Stadt Witten waren jedoch ergebnislos, ob- wohl das dafür vorgesehene Gelände bereits angekauft worden war.

Dennoch bemühte sich die Stadt um eine Beseitigung der angeführten Missstände an den Schranken der Bahnhofsstraße. Erst 1898 wurde nach langen Verhandlungen der Stadt ein neues Umbauprojekt für den Bahnhof aus der Taufe gehoben. Da sowohl Stadt als auch Eisenbahndirektion an einer schnellen Änderung interessiert waren, wurden die Verhandlungen und die Planung so beschleunigt, dass bereit 1899 mit den Bauarbeiten für den neuen Bahnhof begonnen werden konnte. Inge- samt umfasste das Bauvorhaben folgende Schwerpunkte, für die eine Bausumme von 380 000 Mark veranschlagt wurde.

  • Verlegung des Personenbahnhofs Witten West von der nördlichen Seite der Bahnhofsstraße zur südlichen Seiten der neuen Bahnhofsstraße (heute Bergerstraße).
  • Anlage eines neuen Güterbahnhofs an der südlichen Seite der Gasstraße zwischen Ruhrstraße und der städtischen Gasanstalt.
  • Vergrößerung des Rangierbahnhofs verbunden mit der Verlegung der Einfahrt der Strecke Witten – Dortmund. Die aufgegebene Bahnstrecke wird für die Erweiterung der Eisenbahn-Hauptwerkstätte genutzt.
  • Beseitigung und Ersatz der Bahnübergänge durch Unterführungen.
  • Umbau der vorhanden und Verlegung neuer Industrieanschlüsse.

Der neue Personenbahnhof nach den Plänen des Wittener Architekten Sauerbruch (ein Verwandter des bekannten Berliner Arztes) liegt an der südlichen Seite der damaligen „Neuen Bahnhofsstraße“ (heute Bergerstraße). Der Haupteingang liegt in der Achse der unteren Wiesenstraße (heute Berliner Straße). Das Empfangsgebäu- de besteht aus einem Blendziegelbau mit Architekturelementen aus rotem Mainsandstein sowie einem mit Basaltlava verblendeten Sockel. Die Empfangshalle des Bahnhofs ist 20 m lang und 12 m breit und wird durch einen Doppeleingang betreten. Der neue Bahnhof wurde am 29. September 1901 in Betrieb genommen, nach- dem einen Tag vorher das für die Stadt Witten wichtige Ereignis mit einem Festessen im Gasthof Voß gebührend gefeiert wurde.

Weit weniger Niederschlag fand die Bahnhofseröffnung in der örtlichen Presse. Am Montag, dem 30 September 1901, berichtete die Wittener Volkszeitung erst auf Seite 2 unter der Rubrik „Aus Witten und Umgebung“ von der Bahnhofseröffnung. Damals wie heute waren kriegerische Auseinandersetzungen wichtiger. Erste Nachricht auf der Titelseite war die für den 28. September 1901 beabsichtigte Kriegserklärung Venezuelas an das Nachbarland Kolumbien. Ursache der Auseinandersetzung waren die zerrütteten Finanzen beider Staaten.

Erneut in die Presse kam der Bahnhof Ende der dreißiger Jahre, als die Umbenennung in Witten Hbf anstand. Der Bahnhof Witten Ost der ehemaligen Rheinischen Eisenbahn stand im Personenverkehr immer im Schatten seines älteren, bergisch-märkischen Bruders, so dass es durchaus gerechtfertigt war, ihn in Witten Hbf umzubenennen. Am 9. Dezember 1939 teilte die Reichsbahndirektion Essen dem Verkehrsamt der Stadt Witten mit, dass die Umbenennung zum nächsten Fahrplanwechsel am 1. 3. 1940 erfolgen wird, wenn die Stadt bis dahin den zugesagten Unkostenbeitrag in Höhe von 15 000 RM überwiesen hat. Am 27. 12. 1939 kommt dann die Nachricht, dass die Umbenennung zum 21. Januar 1940 erfolgen wird. Witten West erhält die noch heute gültige Bezeichnung Witten Hbf

Auszug aus der Festschrift zum 20jährigen Bestehen der Eisenbahnfreunde Witten

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